Ich bin nun schon einige Zeit bei MotorK angestellt. Während dieser Zeit waren wir – wie viele andere Firmen in unserem Sektor auch – immer auf der Suche nach neuen WordPress Experten. Es scheint aber tatsächlich so, dass die Nachfrage zu gross und das Interesse vieler PHP-Entwickler zu klein ist, um das Mal politisch korrekt auszudrücken.
Als PHP Team Leader habe ich unter anderem die Aufgabe, im Rahmen unseres Auswahlverfahrens, auch ein paar Worte mit den Bewerbern zu wechseln. Inzwischen habe ich so einige Dinge erlebt und gehört, die ich immer noch sehr erstaunlich finde. Dabei braucht es gar nicht viel, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Allerdings reichen manchmal auch Kleinigkeiten, um ganz schlecht abzuschneiden.
Wie schreibt man WordPress richtig?
Ja, wenn man WordPress auch wirklich benutzt, weiss man in der Regel, dass der Editor die Falschschreibung schnell korrigiert und aus dem kleinen p ein großes P macht.
Bist du in der Community aktiv?
Die meisten herausragenden Entwickler auf diesem Fachgebiet (die ich kenne) sind auch in der Community tätig. Oder wenigstens sind sie angemeldet… Wie? Du hast keinen Account bei WordPress.org?
Du magst Open Source?
Cool, dann hast du bestimmt auch ein paar Projekte auf GitHub, Bitbucket und so weiter. Fehlanzeige? Ah, verstehe! Du hattest keinen Zeit. Der Job hat dir förmlich die Zeit weg gefressen.
Wie bildest du dich weiter? Liest du irgendwelche Blogs oder Websites? Bücher?
Nee? Auch nicht? Ah, ja … Keine Zeit und so. Ja, schade! Wir melden uns dann in den nächsten Tagen bei dir…
Hallo Dennis,
der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt die “kognitive Verzerrung, bei der inkompetente Menschen die Tendenz haben, das eigene Können zu überschätzen und die Kompetenz anderer zu unterschätzen.” (Wikipedia).
Sicher gibt es selbsernannte “Experten” mit Dunning-Kruger Effekt einsetzt, weil “WordPress so schön einfach ist”. Dass die dann nicht einmal WordPress (Capital P, dang it!) buchstabieren können, ist nur ein trauriger Nebeneffekt.
Andererseits habe ich aber (nicht bei Dir, bei einer anderen Agentur wohlgemerkt) auch gerade eine Stellenausschreibung gesehen, bei der ein/e Werkstudent/in gesucht wird, welche/r die Konzeption und Entwicklung anspruchsvoller Websites ” inkl. vielschichtiger
Nutzungsrechte, automatisierter Prozesse, kleinen Shoplösungen, etc.” übernehmen soll, gute Kenntnisse in PHP, HTML, CSS, JavaScript, Node/npm, Git und React vorausgesetzt – das Ganze für ein Honorar von bis zu (!) 20,– Euro/Stunde (vermutlich ohne Krankenversicherung, da Werksstudent). Vermutlich reicht es da nicht, bei der Bewerbung WordPress richtig zu buchstabieren? Für die Anschaffung eines neuen Duden wird der Stundenlohn allerdings auch nicht reichen.
Sich in der WordPress-Community zu beteiligen, ist eine ehrenwerte Sache. Ob sich die Community aber an dein Engagement erinnert oder sich gar ein Vorteil bei der Bewerbung um eine “begehrte” (Mindestlohn-)Stelle als WordPress-Experte ergibt, steht dann auf einem anderen Blatt.
Ich kenne die Situation in Deutschland nicht (mehr) so gut, ich bin ja nun schon einige Jahre hier in Italien. Insofern geht es auch nicht wirklich um Mindestlohn und ähnliche Verträge. Wir investieren eigentlich viel in Azubis, aber in diesem Fall suchen wir tatsächlich Leute mit einem Hintergrund als Senior Entwickler. Die Entlohnung ist dann auch entsprechend anständig.
In den Lebensläufen werden ja oft so ziemlich alle Buzzwords zusammengewürfelt, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Da kann das Falschschreiben von WordPress einen ersten Eindruck geben und ich frag dann häufig bei den Gesprächen nach, ob es sich einfach um eine Schusseligkeitsfehler handelte. Kann ja gut sein …
Es geht auch gar nicht so sehr um Dunning-Kruger; bis die Leute mit mir sprechen, haben die schon mit den Personalern gesprochen und dass es sich um Programmierer handelt, sollte dann eigentlich schon mal feststehen. Wenn man wirklich was mit WordPress zu tun hatte, hat man ja häufig wenigstens ein Profil auf wordpress.org. Aber klar, es geht auch ohne…
Was ich eben nicht raffe ist, dass es so viele Entwickler gibt, die so gar nicht engagiert sind und auch so interessenlos wirken.